Dienstwagen CO2 Ausstoß Politiker Deutschland

Dienstwagen CO2 Ausstoß Politiker Deutschland: Ein Blick auf die Fakten

Letztes Update: 15. Juli 2024

Der Artikel beleuchtet den aktuellen Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe, der aufzeigt, dass viele Spitzenpolitiker in Deutschland weiterhin auf Fahrzeuge mit hohem CO2-Ausstoß setzen, obwohl der Klimaschutz eine zentrale Rolle spielt.

Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe: Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker setzen erneut auf CO2-Schleudern

Der 18. Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) bringt erneut ernüchternde Ergebnisse ans Licht. Knapp drei Viertel der befragten Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker in Deutschland überschreiten mit ihren Dienstwagen im Realbetrieb teils deutlich den EU-Flottengrenzwert. Von 252 befragten Politikerinnen und Politikern auf Bundes- und Landesebene erhalten 186 eine Rote Karte, weil der CO2-Ausstoß ihrer Dienstwagen 20 Prozent über dem europäischen Flottengrenzwert liegt. Besonders alarmierend: Der durchschnittliche CO2-Verbrauch der reinen Verbrenner-Dienstwagen hat sich im Vergleich zum Vorjahr sogar erhöht.

Die Klimaregierung fährt ungebremst gegen die Wand

Besonders enttäuschend ist das Verhalten der selbsternannten Klimaregierung. Sieben von neun Bundesministerinnen und -ministern liegen mit ihren Dienstwagen teils deutlich über den erlaubten 95 g CO2/km. Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Justizminister Marco Buschmann sind die größten CO2-Sünder. Ihre Dienstwagen stoßen auf der Straße mehr als doppelt so viel CO2 aus wie der EU-Flottengrenzwert erlaubt. Lediglich Familienministerin Lisa Paus und Entwicklungsministerin Svenja Schulze halten mit ihren Elektroautos den Grenzwert ein.

Plug-in-Hybride: Klimakiller im Tarnmantel

Ein weiteres Problem sind die Plug-in-Hybride. 96 Politikerinnen und Politiker setzen auf diese Fahrzeuge, die auf dem Papier umweltfreundlich erscheinen, in der Realität jedoch wahre Klimakiller sind. Im Vorjahr lag die Zahl der Plug-in-Hybride noch bei 112. Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, kritisiert: "Diese Fahrzeuge erscheinen auf dem Papier umweltfreundlich, sind tatsächlich aber wahre Klimakiller. Dieser Stillstand bei den Dienstwagen ist sinnbildlich für den gesamten Verkehrssektor, der beim Klimaschutz ebenfalls stagniert."

Landespolitiker als schlechte Vorbilder

Auch auf Landesebene sieht es nicht besser aus. Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, und der Regierende Berliner Bürgermeister, Kai Wegener, fahren Dienstwagen, deren CO2-Ausstoß viermal so hoch ist wie der Flottengrenzwert. Beide setzen auf Audi A8, Symbole der klimafeindlichen Verkehrspolitik ihrer Verbrenner-Lobby-Partei CDU. Angesichts der hochmotorisierten Spritschlucker, die viele Politikerinnen und Politiker fahren, wundert es nicht, dass auch die deutsche Automobilindustrie nach wie vor auf große und teure Verbrenner setzt, anstatt endlich sparsame und kleine Elektrofahrzeuge anzubieten.

Ein Lichtblick: Mehr batterieelektrische Dienstfahrzeuge

Positiv hervorzuheben ist der gestiegene Anteil batterieelektrisch betriebener Dienstfahrzeuge auf 34 Prozent. Jens Hürdler, Senior Expert Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH, betont jedoch: "Es gibt zwar Lichtblicke in unserem Dienstwagen-Check, sie reichen aber noch lange nicht für eine konsequente Kehrtwende in Richtung Klimaschutz. Einige Politikerinnen und Politiker setzen zwar auf elektrisch betriebene Dienstwagen, diese sind dann aber teils völlig überdimensioniert und verbrauchen so viel Strom, dass wir diesen auch eine rote Karte geben müssen."

Effizienzstandards und ehrliche Verbrauchskennzeichnung gefordert

Die DUH fordert daher Effizienzstandards für E-Fahrzeuge und eine transparente und ehrliche Verbrauchskennzeichnung. Der Dienstwagen des Berliner Senators für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Christian Gaebler, ein Audi SQ8 Sportback e-tron, zeigt, dass batterieelektrische Antriebe nicht per se emissionsfrei sind. Ihre Klimawirkung hängt auch vom Anteil fossiler Energien im Strommix ab.

Hintergrund des Dienstwagen-Checks

Der 18. Dienstwagen-Check der DUH beruht auf einer Abfrage im Zeitraum von Januar bis Mai 2024. Die besonders geschützten Fahrzeuge des Bundeskanzlers, des Vizekanzlers, des Verteidigungsministers sowie der Außen- und Innenministerin und der Minister für Gesundheit und Finanzen fließen wie in den Vorjahren nicht in die Wertung ein. Amtsträgerinnen und Amtsträger, die nach Abschluss der Befragung das Amt gewechselt haben oder ausgeschieden sind, wurden nicht berücksichtigt. Dasselbe gilt für Neubesetzungen außerhalb des Befragungszeitraums.

Die Auswertung basiert auf der Emissionsangabe auf Basis des Worldwide Harmonised Light-Duty Vehicles Test Procedure (WLTP). Dieser Wert ist maßgeblich für die Einhaltung des EU-weit bindenden Flottengrenzwertes bei Pkw-Neuzulassungen, der zurzeit bei 95g CO2/km liegt. Dem Ranking liegt der CO2-Ausstoß im realen Fahrbetrieb zugrunde. Bei Elektro-, Wasserstoff- sowie reinen Verbrennerfahrzeugen (Diesel und Benzin) basiert dieser auf offiziellen Angaben eines jeden Fahrzeugs, da die WLTP-Werte mit den Messergebnissen von Fahrzeugtests unterschiedlicher Medien meist übereinstimmen. Bei Plug-In-Hybrid-Fahrzeugen wird mithilfe eines reichweitenspezifischen Utility Faktors (ICCT Studie 2017) der CO2-Ausstoß im reinen Verbrennermodus ermittelt, da diese Fahrzeuge vorwiegend mit leerer Batterie (ICCT Studie 2022) gefahren werden. Bei Fahrzeugen mit teilelektrischem oder vollelektrischem Antrieb wurde der CO2-Gehalt des deutschen Strommixes nach aktuellen Angaben des Umweltbundesamtes für das Jahre 2022 herangezogen. Unterschiedliche CO2-Angaben für das gleiche Fahrzeugmodell ergeben sich zum Beispiel durch verschiedene Erstzulassungszeitpunkte und Ausstattungsvarianten.

Fazit: Ein dringender Appell an die Politik

Die Ergebnisse des Dienstwagen-Checks der Deutschen Umwelthilfe sind ein Weckruf. Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker in Deutschland müssen endlich mit gutem Beispiel vorangehen und auf emissionsarme Fahrzeuge setzen. Der Verkehrssektor stagniert beim Klimaschutz, und die Politik trägt eine große Verantwortung. Es ist höchste Zeit für eine konsequente Kehrtwende in Richtung Klimaschutz. Nur so kann die Glaubwürdigkeit der Bundesregierung und der Landesregierungen gewahrt bleiben.

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