Letztes Update: 15. August 2024
Robert Habeck besucht Norderstedt. Die Stadtwerke Norderstedt nutzen die Abwärme ihres Rechenzentrums, um bis 2040 eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen und jährlich 2.800 Tonnen CO2 einzusparen. Ein innovativer Transformationsplan und eine kommunale Wärmeplanung leiten den Weg.
Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, bereist den Nordwesten Deutschlands, um sich konkret vor Ort die Umsetzung erneuerbaren Heizens anzusehen. Ein wichtiges Reiseziel sind die Stadtwerke Norderstedt, deren Projekt zur Nutzung der Abwärme des eigenen Rechenzentrums im Fernwärmenetz jährlich 2.800 Tonnen CO2 einspart. Bereits 2040 wollen die Stadtwerke Norderstedt ihre Stadt klimaneutral mit Wärme versorgen. Die 2023 begonnene kommunale Wärmeplanung und ein intern entwickelter Transformationsplan navigieren sie auf ihrem "Norderstedter Weg" zum Ziel.
Die Bundesregierung verfolgt das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045. Schleswig-Holstein will dieses Ziel bereits fünf Jahre früher erreichen. Das erfordert eine umfassende Transformation der Energieversorgung, die neben technischen Lösungen auch eine strategische Steuerung und eine Verzahnung verschiedener kommunaler Bereiche beinhaltet. Der Wärmeversorgung kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.
Vor gut 40 Jahren haben die Stadtwerke Norderstedt mit dem Bau des ersten Blockheizkraftwerks (BHKW) den Grundstein für das heutige Fernwärmenetz mit 84 Kilometern Länge und 13 BHKW gelegt. Nun entwickeln die Stadtwerke Norderstedt eine Zukunftsstrategie zur Dekarbonisierung dieser Infrastruktur. Aus unternehmensinternen Analysen, Erkenntnissen aus Forschungsprojekten und einer engen Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen in Schleswig-Holstein und Hamburg wurde ein Transformationsplan erarbeitet, der die Wärmeversorgung der Stadt Norderstedt in die Klimaneutralität überführen soll. Diesem "Norderstedter Weg" folgend haben die Stadtwerke Norderstedt mit dem Umbau der Fernwärmeversorgung begonnen.
Insbesondere das Projekt zur Nutzung der Abwärme des eigenen Rechenzentrums findet derzeit bundesweit viel Beachtung. Drei Kältemaschinen mit einer durchschnittlich erbrachten Kälteleistung von 700 Kilowatt wurden zur Kühlung der Server eingesetzt. Die Vor- und Rücklauftemperaturen des Kühlwasserkreislaufs im Rechenzentrum betragen 19 und 13 Grad Celsius. Nach einer zweijährigen Planungsphase wurden im Oktober 2023 zwei Großwärmepumpen der Firma Carrier installiert. Nach insgesamt einjähriger Bauzeit und einem Probelauf wurden die Wärmepumpen Ende April 2024 in Betrieb genommen.
Die aufseiten der Fernwärme in Reihe geschalteten Wärmepumpen heben die Rücklauftemperatur des Fernwärmenetztes von rund 60 Grad auf 81 Grad Celsius an, speisen sie in den Vorlauf des Netzes ein und gewinnen aus der Abwärme des Rechenzentrums so langfristig eine maximale Leistung von 1,8 Megawatt. Zwei Umluftkühler in der neuen Energiezentrale sorgen für eine konstante Raumtemperatur unter 40 Grad Celsius und erhöhen durch eine direkte Verbindung zum Kältemittelkreislauf zusätzlich die genutzte Abwärme.
Eine Stadt wie Norderstedt klimaneutral mit Energie und Wärme zu versorgen, heiße sich im ersten Schritt immer wieder zu fragen, wo die ungenutzten Energiequellen dieser Stadt sind, so Nico Schellmann, Werkleiter Energie. Sonne und Wind seien die offensichtlichen, aber nicht überall einsetzbaren Lösungen: "Die Nutzung der Abwärme unseres Rechenzentrums ist vielleicht weniger offensichtlich, aber besonders sinnvoll, da die Rechnerleistungen in Zukunft, auch dank KI deutlich ansteigen werden." Im zweiten Schritt gelte es dann, innovative Lösungen zur Erschließung dieser Energiequellen durch clevere Kopplung der Sektoren zu finden, beschreibt Nico Schellmann die Herangehensweise der Stadtwerke Norderstedt.
Ein weiterer Vorteil der innovativen Anlage ist, dass es im Stadtgebiet leiser wird, da mit dem Wegfall der auf dem Dach des Rechenzentrums installierten Kühler auch die von ihnen verursachten Lärmemissionen entfallen. Da das Betriebsgelände und das Rechenzentrum zentral im Wohnquartier Norderstedt-Mitte liegen, sind die Rahmenbedingungen, hier eine Anlage zur Wärmeerzeugung zu installieren, komplex. "Wir haben diese Rahmenbedingungen nicht als Hürde begriffen, sondern darin die Chance gesehen, sie gewinnbringend in unsere Planungen zu integrieren. So haben wir eine Lösung entwickelt, die einen Beitrag zur Wärmeversorgung der Stadt leistet und gleichzeitig die Lebensqualität des angrenzenden Wohngebiets steigert", erläutert Robert Roß, Energiemanager der Stadtwerke Norderstedt. Seit Inbetriebnahme hat die Anlage bereits 2.800.000 Kilowattstunden Wärme - der Jahresbedarf von etwa 280 typischen 2-Personen-Haushalten - an das Fernwärmenetz abgegeben. Jährlich wird das Projekt mindestens 2.800 Tonnen CO2 und fünf Prozent Erdgas einsparen.
Die Stadtwerke Norderstedt haben mit ihrem Projekt zur Nutzung der Abwärme des Rechenzentrums einen wichtigen Schritt in Richtung klimaneutrale Wärmeversorgung gemacht. Doch dies ist nur ein Teil des umfassenden Transformationsplans. Weitere Maßnahmen beinhalten die Integration von Solarthermie, Geothermie und die Nutzung von Biomasse. Diese Technologien sollen in den kommenden Jahren schrittweise in das bestehende Fernwärmenetz integriert werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Digitalisierung der Wärmeversorgung. Durch den Einsatz von Smart-Metering-Technologien und intelligenten Steuerungssystemen können die Stadtwerke Norderstedt den Energieverbrauch in Echtzeit überwachen und optimieren. Dies ermöglicht nicht nur eine effizientere Nutzung der vorhandenen Ressourcen, sondern auch eine bessere Integration erneuerbarer Energien.
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Wärmeversorgung klimaneutral Norderstedt ist die Einbindung der Bürger. Die Stadtwerke Norderstedt setzen auf Transparenz und Bürgerbeteiligung, um Akzeptanz und Unterstützung für ihre Projekte zu gewinnen. Regelmäßige Informationsveranstaltungen, Workshops und eine offene Kommunikation sind dabei zentrale Elemente.
Die Bürger werden nicht nur informiert, sondern aktiv in die Planungsprozesse einbezogen. So können sie ihre Ideen und Bedenken einbringen und gemeinsam mit den Stadtwerken Lösungen entwickeln. Diese partizipative Herangehensweise hat sich bereits in der Vergangenheit bewährt und wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Die Transformation der Wärmeversorgung hin zur Klimaneutralität ist eine komplexe Aufgabe, die zahlreiche Herausforderungen mit sich bringt. Technologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte müssen gleichermaßen berücksichtigt werden. Doch die Stadtwerke Norderstedt sind gut aufgestellt, um diese Herausforderungen zu meistern.
Eine der größten Herausforderungen ist die Finanzierung der notwendigen Investitionen. Die Stadtwerke Norderstedt setzen dabei auf eine Kombination aus Eigenmitteln, Fördergeldern und privaten Investitionen. Durch die enge Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und Unternehmen können zudem Synergien genutzt und innovative Lösungen entwickelt werden.
Die Chancen, die sich durch die Transformation der Wärmeversorgung bieten, sind vielfältig. Neben der Reduktion von CO2-Emissionen und der Schonung fossiler Ressourcen trägt die klimaneutrale Wärmeversorgung auch zur Steigerung der Lebensqualität bei. Saubere Luft, weniger Lärm und eine sichere Energieversorgung sind nur einige der positiven Effekte.
Die Stadtwerke Norderstedt zeigen eindrucksvoll, wie die Wärmeversorgung klimaneutral gestaltet werden kann. Ihr Projekt zur Nutzung der Abwärme des Rechenzentrums und die umfassende Transformationsstrategie sind ein Modell für andere Städte und Gemeinden. Durch den Austausch von Erfahrungen und Best Practices können auch andere Kommunen von den Erkenntnissen aus Norderstedt profitieren.
Bundesminister Habeck lobte bei seinem Besuch die innovativen Ansätze und das Engagement der Stadtwerke Norderstedt. Er betonte, dass solche Projekte entscheidend für das Erreichen der Klimaziele sind und die Bundesregierung diese Initiativen weiterhin unterstützen wird.
Die Stadtwerke Norderstedt sind auf einem guten Weg, ihre Stadt bis 2040 klimaneutral mit Wärme zu versorgen. Durch innovative Projekte, eine umfassende Transformationsstrategie und die Einbindung der Bürger schaffen sie die Voraussetzungen für eine nachhaltige und zukunftsfähige Energieversorgung. Die Wärmeversorgung klimaneutral Norderstedt ist ein Beispiel dafür, wie die Energiewende auf kommunaler Ebene erfolgreich umgesetzt werden kann.
Die Wärmewende 2040 ist ein zentrales Thema für die Zukunft der Energieversorgung. Bundesminister Habeck besuchte kürzlich die Stadtwerke Norderstedt, um sich ein Bild von den Fortschritten zu machen. Dabei wurden innovative Ansätze und Technologien vorgestellt, die zur Erreichung der Klimaziele beitragen sollen.
Ein wichtiger Aspekt der Wärmewende ist die Nutzung von Wärmepumpen. Doch es gibt viele Missverständnisse darüber. In unserem Artikel Irrtümer über Wärmepumpen erfahren Sie, welche Mythen es gibt und was tatsächlich stimmt. So können Sie fundierte Entscheidungen treffen und die Wärmewende aktiv unterstützen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die optimale Raumluftfeuchte. Diese spielt eine große Rolle für die Gesundheit und die Bausubstanz Ihrer Gebäude. In unserem Beitrag optimale Raumluftfeuchte Gesundheit Bausubstanz finden Sie wertvolle Tipps, wie Sie die Luftfeuchtigkeit in Ihren Räumen regulieren können. Dies trägt nicht nur zu Ihrem Wohlbefinden bei, sondern auch zur Energieeffizienz Ihrer Heizsysteme.
Die Wärmewende 2040 ist eng mit der Nutzung von CO2 verbunden. Auf der CO2 Nutzung Konferenz 2025 werden wichtige Beiträge und Innovationen vorgestellt, die zeigen, wie CO2 sinnvoll genutzt werden kann. Diese Ansätze sind entscheidend, um die Klimaziele zu erreichen und die Wärmewende erfolgreich umzusetzen.