Flexibilität Elektroautos Netzstabilität

Flexibilität Elektroautos Netzstabilität: Ein Pilotprojekt

Letztes Update: 14. Juni 2024

TransnetBW und Octopus Energy starten ein Pilotprojekt, um die Flexibilität von Elektroautos für die Netzstabilität zu nutzen. Ziel ist es, Elektrofahrzeuge als flexible Energiereserven in das Stromnetz zu integrieren und so zur Stabilität beizutragen.

TransnetBW und Octopus Energy starten innovatives Pilotprojekt: Flexibilität von Elektroautos für das Netz nutzbar machen

Die Übertragungsnetzbetreiberin TransnetBW und der Energieversorger Octopus Energy haben ein wegweisendes Pilotprojekt ins Leben gerufen. Ziel des Projekts ist es, die Flexibilität von Elektroautos für die Netzstabilität zu nutzen. Unter dem Namen OctoFlexBW sollen bis zu 1.500 batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) in Baden-Württemberg durch intelligentes Lademanagement zur Entlastung des Stromnetzes beitragen. Dabei wird ein marktbasiertes Redispatch-System erprobt, das sowohl den Netzbetreibern als auch den Endkunden Vorteile bietet.

Die Idee hinter OctoFlexBW

Das Konzept von OctoFlexBW ist einfach und dennoch revolutionär. Octopus Energy gibt an, welche Kapazität es bei hoher Netzauslastung verschieben kann. Bei Engpässen kann TransnetBW diese Kapazitäten abrufen, und Octopus Energy verschiebt die Ladevorgänge der Elektroautos in günstigere Zeiten. Dies geschieht im Rahmen intelligenter E-Auto-Tarife, die den Kunden finanziell zugutekommen, indem sie günstigen Ladestrom erhalten. Gleichzeitig wird das Netz entlastet, was zur Netzstabilität beiträgt.

Ein nahezu vollständiger End-to-End-Prozess

Dr. Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung von TransnetBW, betont die Besonderheit des Projekts: „Das Besondere an OctoFlexBW ist neben der großen Anzahl an teilnehmenden batterieelektrischen Fahrzeugen der nahezu vollständige End-to-End-Prozess von der Systemführung bis zur technischen Einheit.“ Die gewonnenen Daten sollen Rückschlüsse auf die Endkundenakzeptanz, die Zuverlässigkeit der Flexibilitätsbereitstellung und das zukünftige Potenzial von Elektrofahrzeugen zur Flexibilitätsbereitstellung geben.

Flexibilität Elektroautos Netzstabilität: Ein Gewinn für alle

Der CEO von Octopus Energy Germany, Bastian Gierull, hebt den Mehrwert des Projekts für die Kunden hervor: „Das Potenzial von E-Autos für die Stabilisierung der Netze ist riesig. Mit intelligenter Tech und der Vernetzung unserer beiden Plattformen gehen wir einen wegweisenden Schritt im Engpassmanagement. Unser Ziel ist es, Endkunden nicht nur einzubeziehen, sondern auch für ihre Flexibilität zu belohnen – mit günstigem Ladestrom und niedrigeren Netzkosten.“ Dies macht die E-Mobilität noch attraktiver und trägt zur Netzstabilität bei.

Herausforderungen der Energiewende

Der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und andere Veränderungen im Rahmen der Energiewende haben den Bedarf an Netzengpassmanagement auf Seiten der Übertragungsnetzbetreiber erhöht. Wird beispielsweise in Norddeutschland sehr viel Windstrom erzeugt, kann es vorkommen, dass die Transportkapazitäten zu den Verbrauchszentren in Süddeutschland nicht ausreichen. Durch Redispatch-Maßnahmen wird dann die Erzeugung in Norddeutschland teilweise abgeregelt und die Erzeugung hinter dem Engpass hochgefahren.

Redispatch 3.0: Eine marktliche Komponente

Durch die Ergänzung des bestehenden regulierten Redispatch-Regimes um eine marktliche Komponente, auch Redispatch 3.0 genannt, können die Redispatch-Kosten perspektivisch gesenkt werden. Zudem wird durch eine angemessene Vergütung die Integration von Kleinstflexibilität in den Werkzeugkasten der Netzbetreiber gefördert. Dies erhöht das für Netzdienstleistungen verfügbare Flexibilitätspotenzial und trägt zur Netzstabilität bei.

Intelligente Tarife und Smart Meter

Mit „Intelligent Octopus Go“ bietet Octopus Energy seinen Kunden einen intelligenten Stromtarif in Kombination mit einem von Octopus Energy installierten Smart Meter Gateway an. Dies ermöglicht es, Elektroautos dann zu laden, wenn Strom günstig und überwiegend aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Die Kunden müssen nur einmal angeben, bis wann und bis zu welchem Ladestand ihr Elektroauto täglich geladen werden soll. Octopus automatisiert und optimiert dann die Ladesteuerung und garantiert im Gegenzug einen Ladepreis von maximal 20 Cent pro kWh. So managt der Energieversorger die Komplexität im Hintergrund, während die E-Auto-Fahrer ohne großen Mehraufwand sparen.

Die Rolle der IT-Plattform „DA/RE“

Datenaustausch und Redispatch, dafür steht die innovative IT-Plattform „DA/RE“. Diese unterstützt die Netzbetreiber bei den Informationspflichten, dem Datenaustausch und der Maßnahmenkoordination im Rahmen der Redispatch 2.0-Prozesse. Im Rahmen von OctoFlexBW wird Octopus Energy in der Rolle eines Aggregators die von DA/RE zur Verfügung gestellten Daten nutzen, um die angeschlossenen BEV zu steuern. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse dienen auch der perspektivischen Weiterentwicklung der DA/RE-Plattformlösung zur Einbindung von dezentralen Erzeugungs-, Speicher- und Verbrauchsanlagen jenseits des derzeit regulierten Redispatch-Regimes.

Die Software-Plattform Kraken

Um die Informationen aus DA/RE in intelligente Tarife zu übersetzen und damit Tausende von Ladevorgängen zu steuern, nutzt Octopus seine Software-Plattform Kraken. Hier fließen die Daten von TransnetBW mit weiteren Datenpunkten wie den individuellen Angaben der einzelnen Haushalte oder den Stromgroßhandelspreisen zusammen, um den bestmöglichen Ladezeitpunkt zu bestimmen. In der Summe bilden die E-Autos so ein virtuelles Kraftwerk, das zugunsten des Netzes in Baden-Württemberg geregelt werden kann und damit zur Versorgungssicherheit beiträgt.

Ausblick und mögliche Folgeprojekte

Nach Abschluss des einjährigen Pilotprojekts sind eine Vielzahl von Folgeprojekten denkbar. Dazu gehört beispielsweise eine Ausweitung auf andere Regelzonen oder die Einbindung weiterer Flexibilitätsquellen wie Wärmepumpen. Octopus Energy und TransnetBW sind zudem bei weiteren Themen im Austausch, um die Netzstabilität weiter zu verbessern und die Energiewende voranzutreiben.

Das Pilotprojekt OctoFlexBW zeigt eindrucksvoll, wie die Flexibilität von Elektroautos zur Netzstabilität beitragen kann. Durch intelligentes Lademanagement und die Nutzung marktbasierter Redispatch-Systeme können sowohl die Netzbetreiber als auch die Endkunden profitieren. Dies macht die E-Mobilität nicht nur attraktiver, sondern trägt auch zur Versorgungssicherheit und zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende bei.

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